Das Fach Alte Geschichte

Akropolis in Athen. Foto: Christian Barthel
Galeriusbogen in Thessaloniki. Foto: Christian Barthel

Die Alte Geschichte widmet sich als Teil der historischen Wissenschaften der Erforschung und Darstellung der Geschichte der Kulturen der Alten Welt von etwa 800 v. Chr. bis ins sechste Jahrhundert n. Chr. Der Schwerpunkt des Fachs liegt auf der griechischen und römischen Geschichte. Dazu gehören aber auch die benachbarten Kulturen des Vorderen Orients sowie Mittel-, West und Nordeuropas, soweit sie im Kontakt mit der antiken Welt standen. Im Gegensatz zu traditionellen Vorstellungen ergibt sich damit ein Raum, der den eigentlichen mediterranen Bereich bei weitem überschreitet und sich von Indien und Afghanistan, den Gebieten um das Kaspische und Schwarze Meer über den Balkan bis nach Spanien erstreckt. Weiter reicht dieser Rahmen von Südrußland bis nach Nordafrika und Ägypten sowie teilweise bis in den arabisch-afrikanischen Raum hinein. Bis heute prägt die Antike die europäische, nordafrikanische und vorderasiatische Welt.

In methodischer Hinsicht steht die Alte Geschichte als historische Disziplin im engen Kontakt mit den anderen altertumswissenschaftlichen Fächern, der Klassischen Philologie, der Archäologie und Vor- und Frühgeschichte. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf die schriftlichen Zeugnisse der Antike, neben der Literatur auf Inschriften, Papyri und Münzen sowie die Beiträge der spezifischen Grundwissenschaften, etwa der Epigraphik und Papyrologie. Außerdem zieht sie archäologische Befunde und Beiträge anderer benachbarter Disziplinen wie der Philosophie, der Rechts- und Religionswissenschaft etc. heran.

Geschichte des Fachs in Greifswald

In Greifswald wurde die altertumswissenschaftliche Tradition bereits 1820 mit der Klassischen Philologie begründet. Ein Lehrstuhl für Alte Geschichte wurde erstmals 1858 eingerichtet. Vertreten war das Fach in Greifswald durch namhafte Historiker wie Otto Seeck, Walter Otto, Matthias Gelzer, Walter Kolbe, Josef Keil und Hans Volkmann. In den altertumswissenschaftlichen Nachbardisziplinen sind als bekannte Fachvertreter in Greifswald etwa die Philologen Georg Schömann, Franz Susemihl, Hermann Usener, Franz Bücheler, Adolph Kießling, Eduard Hiller, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Georg Kaibel, Eduard Norden, Alfred Gercke, Alfred Körte, Wilhelm Kroll, Kurt Latte, Konrat Ziegler und Franz Dornseiff zu nennen; in der Klassischen Archäologie unter anderem Otto Jahn, Ludwig von Urlichs, August Preuner und Erich Pernice. Die kriegs- und nachkriegsbedingten Unterbrechungen führten zu einer Schließung des Instituts und einer Zuordnung des Faches Alte Geschichte zum Historischen Institut (1952 und 1968).

Erst in den 1990er Jahren wurde ein Institut für Altertumswissenschaften mit den Fächern Alte Geschichte, Klassische Philologie und Klassische Archäologie in Greifswald neu aufgebaut. Neben den einschlägigen Studiengängen der jeweiligen Fachrichtungen wurde auch ein interdisziplinärer Studiengang "Antike Zivilisation" eingerichtet. Der 1992 neu geschaffene Lehrstuhl für Alte Geschichte wurde in den Jahren 1994 bis 1996 von Karl-Joachim Hölkeskamp besetzt und nach einer Vertretung durch Johannes Engels dann in den Jahren 1997 bis 2007 von Egon Flaig.

Im Zuge von Sparmaßnahmen wurde das Institut für Altertumswissenschaften im Jahr 2007 geschlossen; die Alte Geschichte und Klassische Philologie gehören jetzt zum Historischen Institut. Da Egon Flaig 2008 nach Rostock versetzt und sein Lehrstuhl gestrichen wurde, ist die Alte Geschichte hier in Greifswald nur noch durch eine einzige Mitarbeiterstelle vertreten. In Nachfolge von Bernard van Wickevoort Crommelin war von 2017-2024 Susanne Froehlich als Mitarbeiterin im Fach tätig.

Alte Geschichte kann in Greifswald im Rahmen der Studiengänge "Geschichte für Lehramt am Gymnasium", "Geschichte für Lehramt an der Regionalschule" und im Masterstudiengang "Geschichtswissenschaft" belegt
werden.

Alte Geschichte im Lehramt

In den Rahmenplänen für das Fach Geschichte in Mecklenburg-Vorpommern nimmt die Antike einen immens wichtigen Platz ein: Immerhin zwei volle Schuljahre innerhalb des auf sechs Jahre angelegten Geschichtspensums sind der Antike vorbehalten -- nicht nur im Gymnasium, sondern auch in der Regionalschule und Gesamtschule. In der gymnasialen Oberstufe findet die Antike im Themenfeld "Herrschaft und Partizipation in der Vormoderne" erneut ihren Platz.

Da die Abteilung Alte Geschichte in Greifswald in erster Linie Lehramtsstudierende ausbildet, ist das Lehrprogramm spezifisch auf die Anforderungen des Ersten Staatsexamens zugeschnitten und orientiert sich an den Themenschwerpunkten, die Sie später als Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern unterrichten müssen. Ich komme damit dem Wunsch der Studierenden nach, eine möglichst hohe Paßgenauigkeit herzustellen zwischen den universitären Lehrinhalten und „dem, was man später braucht“.

Zu diesen schulrelevanten Themengebieten gehören zum Beispiel „Mesopotamien“, „Ägypten“, „Israel“, „Griechische Sagen“, „Griechische Religion“, „Die Perserkriege“, „Demokratie in Athen“, „Frauen und Kinder in Griechenland“, „Alexander der Große“, „Die Römische Republik“, „Die römische Familie“, „Das Prinzipat des Augustus“, „Lebensformen im Kaiserreich“, „Formen und Auswirkungen der Romanisierung“ oder „Anfänge und Ausbreitung des Christentums“.  

Antike Themen in den schulischen Rahmenplänen von Mecklenburg-Vorpommern