

Programm der Baltistentagung (Stand 01.09.2021)

"Baltische Sprachen und Kulturen in der Diaspora"
Greifswald, 09./10. September 2021
Ort: Universität Greifswald, Institut für Baltistik, Ernst-Lohmeyer-Platz 3
Tagungsräume: E.18 und E.47
Zurzeit leben fast 272 Millionen Menschen außerhalb ihrer Herkunftsländer. In den baltischen Ländern wurden die ersten großen Emigrationswellen im 19. Jahrhundert ausgelöst. Damalige Gründe waren z. B. Krieg, Verfolgung oder Not. Auch heute noch verlassen viele Letten und Litauer ihre Staaten. Dafür gibt es neue Ursachen: Grenzöffnungen, Finanzkrisen, die Umstellung auf den Euro oder bessere Bildungs- und Arbeitschancen.
In der baltischen Diaspora der Gegenwart ist es für viele Ausgewanderte von Anfang an wichtig, ihre Sprachen, Kulturen und Identitäten zu bewahren. Das gilt zuvorderst für diejenigen, deren Hauptsprache Lettisch oder Litauisch ist, aber es gilt auch für jene, deren Herkunftssprache zwar eine andere Sprache als Lettisch oder Litauisch ist (nämlich z.B. eine slawische Sprache), die aber dennoch im Baltikum ihre Heimat sehen. Die Emigranten gehen unterschiedlich mit ihrer neuen Lebenssituation um. Manche kümmern sich sehr um den Erhalt ihrer Herkunftssprache und -kultur, andere legen zwar mehr Wert darauf, sich ihrer neuen Umgebung anzupassen, bleiben aber dennoch der litauischen oder lettischen Sprache und Kultur verbunden. Auf der Tagung soll folglich der sprach- und bildungspolitisch relevanten Frage nachgegangen werden, wie die neuen Lebenssituationen den Umgang der Betroffenen mit ihren Herkunftssprachen beeinflusst. Diese Fragen sollen aus der Perspektive der Auslands- wie aus der der nationalen Baltistiken beleuchtet werden.
Wegen der Heterogenität der gemeinten Personenkreise stellt sich die grundsätzliche Frage, was unter »baltischer Diaspora« verstanden werden sollte bzw. welche Personen und Lebenssituationen unter den Begriff gefasst werden sollten. Für die wissenschaftliche Auseinandersetzung möchten wir mehrere Optionen anbieten und begrüßen Beiträge, in denen es um folgende Diaspora-Gruppen geht:
• die baltischsprachigen Minderheiten außerhalb Lettlands und Litauens;
• die Herkunftssprecher zweiter und dritter Generation;
• diejenigen Bürger Lettlands und Litauens, deren Herkunftssprachen weder Lettisch noch Litauisch sind (sondern z. B. eine slawische Sprache) und die außerhalb Lettlands und Litauens leben;
• diejenigen Personen bzw. Kreise, die eine baltische Sprache lernen oder gelernt haben und die als Mittler zur baltischsprachigen Diaspora gelten können;
• die baltischsprachigen virtual communities (gemeint sind die Gemeinschaften und Verbindungen, die auf digitaler Kommunikation beruhen).
Unsere Tagung heißt Vortragende und Interssenten aus allen linguistischen, literaturwissenschaftlichen und interkulturellen Disziplinen willkommen. Besonders würden wir allerdings Vorträge begrüßen, die sich zu folgenden Aspekten der baltischen Diaspora äußern:
• zu Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit, zu Interferenzen und zu Formen und Praktiken des mehrsprachigen Sprechens;
• zur Entwicklung der Sprachen in der Diaspora und im Heimatland;
• zu Sprach- und Identitäskonflikten;
• zur Diaspora früher und heute;
• zur Diaspora in der Literatur, zur Literatur der Diaspora;
• zur Didaktik für die Herkunftssprachen Lettisch und Litauisch;
• zur Sprach(en)politik der Aufnahmeländer als Unterstützung oder als Hindernis für die baltischen Sprachen und Kulturen;
• zur bisherigen Erforschung der baltischsprachigen Diaspora im In- und Ausland;
• zur alltäglichen digitalen Kommunikation in der Diaspora und zur digitalen Präsenz von Lettland und Litauen im Internet.
Eine spätere Veröffentlichung der Vorträge ist beabsichtigt.
Sprache der Tagung: Deutsch
Pro Referent sind 20 Min. Vortrag + 15 Min. Diskussion vorgesehen
Alle Vorträge finden im Plenum statt.
Ihre Fragen und Anmeldungen richten Sie bitte an:
baltistentagung@uni-greifswald.de
Wir freuen uns auf Ihre spannenden Beiträge!