Workshop 2024 • Karl Dedecius Stiftung

Deutsch-polnischer Workshop zum Thema "Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog – Wisława Szymborska und die Rezeption ihrer Texte"

Wer war Wisława  Szymborska und wie war das Leben der Nobelpreisträgerin? In welcher Verbindung stand sie zu dem bekannten Übersetzer Karl Dedecius? Und was versteckt sich hinter dem Begriff der I-Faktoren der literarischen Übersetzung?


Diesen und vielen weiteren Fragen begegneten die Teilnehmer*innen des deutsch-polnischen Workshops (Workshop 2024 • Universitätsbibliothek • Europa-Universität Viadrina / EUV) und durften im Rahmen spannender Projekte Antworten finden. Bis zu vier Student*innen von deutschen und polnischen Universitäten setzten sich in Tandemarbeit im Laufe des Sommersemesters 2024 mit ausgewählten Themen zum Leben von Wisława Szymborska und der literarischen Übersetzung auseinander.

Die polnische Dichterin und Nobelpreisträgerin (Życiorys - Fundacja Wisławy Szymborskiej (szymborska.org.pl)) stand im Mittelpunkt des Workshops. Die Teilnehmer*innen des Tandemteams des Instituts für Slawistik der Universität Greifswald (Leitung Frau K. Ritthaler-Praefcke M.A.) und des Instytut Językoznawstwa Uniwersytet Szczeciński (Leitung Dr. habil. P. Sulikowski und Dr. E. Lesner) übersetzten ausgewählte Ausstellungstafeln der Ausstellung „Sto lat!“ (Wystawy - Fundacja Wisławy Szymborskiej (szymborska.org.pl). Anhand dieser Texte arbeiteten sie Beispiele für die I-Faktoren der literarischen Übersetzung (Interkulturalität, Intersemiotizität, Intertextualität und Indexikalität) heraus. Diese Faktoren dienen der Systematisierung übersetzungswissenschaftlicher Probleme literarischer Texte und verdeutlichen die Herausforderungen der Übersetzertätigkeit.

Der in Frankfurt (Oder) und Słubice stattfindende deutsch-polnische Workshop bildete den Höhepunkt und Abschluss des Projektes. Dort erwartete die Teilnehmer*innen vom 2.6.-5.6.2024 ein interessantes und vielfältiges Programm. Als Einstieg diente der Film „Chwilami życie bywa znośne“, welcher über das Leben der Dichterin Wisława  Szymborska erzählt.

Am 3.6.2024 präsentierten die Tandemgruppen auf kreative Art und Weise die erarbeiteten Projektergebnisse. Die Vorträge boten spannende Einblicke in das Leben der Dichterin, ihre Werke, ihre Verbindung zur Musik und ihre Freundschaft zu dem renommierten Übersetzer Karl Dedecius (Karl Dedecius • Universitätsbibliothek • Europa-Universität Viadrina / EUV), welcher ihrer Poesie in Deutschland den Weg bereitete.

Eine neue Perspektive auf den deutsch-polnischen Kulturdialog bot das Abendprogramm durch den Künstler Michael Kurzwelly, welcher für sein Engagement 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. Sein Projekt Słubfurt (SŁUBFURT | Nowa Amerika (nowa-amerika.eu)), welches er vor 25 Jahren ins Leben rief, lässt sich als Gestaltung eines neuen gemeinsamen Stadtraums verstehen: auf kreativem Weg soll die durch die Oder geteilte deutsch- polnische Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice vereint werden. Słubfurt wurde 2010 zur Hauptstadt von Nowa Amerika (Nowa Amerika | (nowa-amerika.eu)) ernannt, ein weiteres Projekt Kurzwellys, mit dem die gesamte deutsch polnische Grenzregion neu erfunden und verflochten wird. Dieser künstlerische Ansatz, von Kurzwelly selbst als Wirklichkeitskonstruktion betitelt, stieß aufgrund der humanistischen und integrativen Ideen auf viel Bewunderung  bei den Teilnehmenden, regte aber auch zahlreiche Diskussionen an.

Die Workshops unter der Leitung der Karl-Dedecius-Preisträger*innen Elżbieta Kalinowska und Andreas Volk boten am nächsten Tag eine praxisbezogene Einführung in die professionelle Übersetzungsarbeit. Im weiteren Verlauf erhielten die Studierenden von Dr. Gero Lietz Feedback zu ihren im Semester erarbeiteten Übersetzungen und diskutierten über die Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert waren.

Einen spannenden Einblick in die Korrespondenz von Szymborska und ihrem Übersetzer Karl Dedecius bot der darauffolgende Besuch im Karl-Dedecius-Archiv, wo die Student*innen u.a. originale Briefe der beiden anschauen durften. Das Podiumsgespräch am Abend in der Stadtbibliothek Frankfurt (Oder) ermöglichte einen tieferen Einblick in den Beruf des Übersetzers und dessen Relevanz im Hinblick auf seine Rolle als Sprach- und Kulturmittler.

Informative Vorträge und interessante Podiumsdiskussionen zum Thema „Von der Entstehung bis zur Präsentation einer Ausstellung“ bildeten schließlich am letzten Tag den Abschluss des lehrreichen Workshops. (Text: N. Kalauch; Fotos 1-4: B.Szczęk, N.Kalauch, I.Czechowska)